So geht online Verkaufen – Interview mit Alan Frei

3 Min
04.05.2021 08:00:00

Swisspreneur veröffentlichte in Zusammenarbeit mit KLARA eine fünfteilige Podcast-Serie mit Fokus auf Schweizer KMU. Wir fassen die Gespräche hier für dich zusammen und picken die spannendsten Leckerbissen heraus. Zum dritten Gespräch luden wir Alan Frei ein, Mitgründer und CMO von Amorana.

Zusammen mit Lukas Speiser legte Alan Frei 2014 den Grundstein für Amorana, eine E-Commerce-Plattform für Sexspielzeuge und Lingerie. Innerhalb von nur fünf Jahren avancierten sie zum grössten Sextoy-Händler in der Schweiz – eine Entwicklung, die ihnen niemand zugetraut hatte. Vor allem, nachdem in der Vergangenheit unzählige seiner Ideen und Firmen scheiterten: Eine Plattform, um den Tod zu digitalisieren, ein Nachhilfeportal, Mango-Schnaps, WC-Papierrollen ohne Karton, Tröpfli fürs WC, damit es nicht stinkt... Warum Amorana ein Erfolg war und was du daraus lernen kannst, erzählt er im Interview.

Was hast du aus deinen vergangenen Projekten gelernt?

Fokus ist das Allerwichtigste. Für dich selbst, um Klarheit darüber zu haben, was du wie machen willst und wohin es damit gehen soll, sowie für die anderen. Denn nur wenn sie genau wissen, was du machst, können sie dich unterstützen.

Ein zweiter Punkt ist das Momentum. Häufig beobachte ich Startups, die einen Trend aufgreifen, der gerade am Kommen ist. Aber dann ist es schon fast zu spät. Die Welle ist für gewöhnlich grösser, als sie scheint und in den USA oder Deutschland gibt es grössere Player, die dich überrennen. Es ist sinnvoller, etwas anzugehen, das du selbst für dich lösen möchtest. Eine Idee, an die du wirklich glaubst.

Auch erlebe ich immer wieder First-Time-Entrepreneurs, die eine eigentlich spannende Business-Idee haben, sich aber unsicher sind und sie darum grösser erscheinen lassen möchten, als sie tatsächlich ist. Sie erzählen minutenlang von ihrem Projekt und möchten mich dazu überreden, es gut zu finden. Darum geht es aber nicht. Präsentiere deine Idee stattdessen knackig, warte die Reaktion ab und überarbeite sie so lange, bis sie beim Gegenüber ein «Das will ich, wo kann ich das haben?», auslöst.

Alan_Frei

«Zuerst versuchst du, die Conversion Killer zu minimieren, um dann Traffic auf deine Webseite zu schicken.»
Alan Frei, Amorana

 

Warum habt ihr euch dazu entschieden, nur online zu verkaufen?

Nachdem wir uns die Wachstumszahlen von Amazon und ähnlichen Plattformen angesehen hatten, waren wir überzeugt, E-Commerce ist wieder gross am Kommen. Wir eröffneten trotzdem kurz einen Popup-Store. Der lief ganz gut, aber wir generierten dort in zwei Monaten so viel Umsatz wie online an nur einem Tag.

Das Schöne an einem Online-Shop ist ausserdem, dass es keine Rolle spielt, ob du 1000 oder 100'000 Kunden hast, der technische Aufwand ist derselbe. Du musst nicht gross überlegen, ob du eine gute Marge hast, sondern es geht einfach darum, Sales zu generieren.  

Was ist beim Marketing für E-Commerce besonderes wichtig?

Das klassische E-Commerce-Marketing besteht aus 3 Teilen: Traffic, Conversion und Customer Lifetime Value. Also jemand kommt auf deine Seite, kauft in deinem Online-Shop und kauft später wieder bei dir. Zuerst versuchst du, die Conversion Killer zu minimieren, um dann anschliessend oder auch leicht versetzt Traffic auf deine Webseite zu schicken.

Die Conversion Rate sagt aus, wie viele der Nutzer, die meine Webseite besuchten, etwas kauften. Also wenn von 100 Nutzern, die auf der Seite waren, zwei etwas kaufen, beträgt die Conversion Rate 2 Prozent. Was sehr gut funktioniert, um diese Zahl zu verbessern und ausserdem kaum etwas kostet, ist, die Klicks zu minimieren. Ganz nach dem Beispiel von Amazons 1-Click-Shop. Je weniger die Nutzer klicken müssen, desto eher bleiben sie auf der Seite und kaufen. Das funktioniert bei allen digitalen Produkten.

Den Customer Lifetime Value zu verbessern ist in unserem Business bisschen schwieriger. Denn wie viele Vibratoren braucht jemand? Bei einem Shop, der beispielsweise Shampoos verkauft, ist das anders. Hier kaufen die Kunden regelmässig ein. Für uns ist es darum wichtig, immer wieder Neuheiten zu bringen.

Wie habt ihr es geschafft, in die Massenmedien zu kommen?

Ausser vielleicht dein Mami interessiert sich niemand dafür, dass du eine Firma gegründet hast. Ein Journalist will vor allem eines: dass seine Story viele Klicks einbringt. Also musst du ihm ein entsprechend massentaugliches Thema bieten. Was in unserem Fall wunderbar funktionierte, waren Kantons-Auswertungen: Welcher Kanton kauft am meisten Sexspielzeug?

Dann gingen wir bei den grossen Zeitungen auf die Suchfunktion und gaben dort Sextoys ein. So sahen wir, worüber sie schreiben. Am Artikelende befinden sich jeweils in Klammern zwei oder drei Buchstaben. Diese kopierst du raus und suchst im Impressum nach dem Namen. Somit weisst du jetzt, welche Journalisten bereits über das Thema berichteten.

Dann schickst du exklusiv nur einem Journalisten deine Studie oder deinen Artikel. Wenn er nicht antwortet oder kein Interesse hast, gehst du zum nächsten, bis jemand anbeisst. So hast du sehr gute Chancen, in einer grossen Zeitung abgedruckt zu werden, was die Verkäufe extrem ankurbelt.

Hier den vollständigen Podcast hören, in dem Alan Frei noch mehr über Amorana und dessen Werdegang sowie Online-Marketing erzählt und natürlich verrät, welches sein Lieblings-Sextoy ist.

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